Digitalisierung im Tourismus

Der Megatrend Digitalisierung ist zweifellos seit einigen Jahren im Tourismus angekommen. Seither wurden diverse Bereiche reformiert: der Vertrieb (Booking & Co.), Produktangebote (Individualisierte Reiserouten und Bausteine), Buchungsprozesse (Internetbuchungen) und Informationswege (Foren und Communities).
Was leisten die digitalen Handwerkszeuge und welche neuen Anwendungen gibt es?

Alles beim Alten?
Zunächst einmal bleibt es dabei, eine Reise ist ein vorübergehender Aufenthalt an einem anderen Ort als dem Wohnort, für die man meistens Fortbewegungsmittel benutzt, auf der man konsumiert und mit Motiven beladen unterschiedlichen Aktivitäten nachgeht. Digitale Instrumente erleichtern es, dabei alle wesentlichen Angebote und Schritte einer Reise zu verknüpfen, Informationen zur Verfügung zu stellen und flexibel, schnell und individualiert handeln zu können. Längst ist die Onlinebuchung Alltag, werden Reisebausteine dynamisch zusammengebaut, Buchungsbestätigungen per Email und Reiseinformationen per SMS versendet. Die digitale Welt hat durch die Veränderung der Kommunikationsprozesse die materielle Welt verändert.

Die Folge sind ein anderes Buchungsverhalten (online oder per Smartphone), dynamischere und neue Angebote, ein verändertes Marketing, digitale Logistikanbieter (booking.com) und die Vernetzung, auch der Reisenden. Ein weiterer Schritt dabei sind Anwendungen (u.a. individualisiert, in Echtzeit), die eng mit dem Begriff Big Data zusammenhängen. Auch auf der ITB gibt es dazu regelmäßig spannende Vorträge. Unter Big Data versteht man meist die Verarbeitung und Auswertung von große Datenmengen über IT Systeme und daran anknüpfende Anwendungen. Diese Daten sind meist komplex, schelllebig und unstrukturiert.

Die Nutzung
Der Anbieter Qunis verwendet zur Auswertung dieser Daten das sogennante Advanced Analytics. Das „umfasst Methoden zur möglichst automatisierten Erkennung und Nutzung von Mustern, Zusammenhängen und Bedeutungen. Verwendet werden dazu u.a. statistische Verfahren, Vorhersagemodelle, Optimierungsalgorithmen, Data Mining, Text- und Bildanalytik.“ Zukünftige und zum Teil bereits erprobte Anwendungen im Tourismus sind dabei zum Beispiel:

  • Individuell zugeschnittene Angebote, die aufgrund von persönlichen Daten oder früherem Buchungsverhalten erstellt werden.
  • Integrierte Mobilität und die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger, von deren Fahrplänen und Reiserouten und die Buchung mit einem Ticket.
  • Collaborative Consumption, die kurzfristige Bildung von  Reisegemeinschaften oder Sharing, das Teilen von touristischer Produkte und Infrastruktur (u.a. car-sharing).
  • Verbesserung der touristischen Infrastruktur, z.B. durch die Aufwertung von touristischen Pfaden und Lehrpfaden, digitale Reiseführer mit individualisierten Hinweisen.

Die Anwendungsmöglichkeiten und Leitlinien
Uns bietet es zukünftig die Möglichkeit mit dem HotelCheck zum Beispiel Verbrauchsdaten von Hotels mit Hilfe von smart Metering in Echtzeit zu analysieren, unterschiedliche Hotels zu vergleichen und die Effektivität von Lösungen besser erfassen und auswerten zu können. Und die Vermarktung und die Schaffung von Inhalten und Hotelinformationen zu verbessern. Der Zahl der Anwendungen ist scheinbar keine Grenze gesetzt. Die Digitalisierung verändert auf der einen Seite Angebote, bietet dem Gast Komfort, den Zugang zu mehr Informationen und ermöglicht Kosten und Preisersparnisse. Auf der anderen Seite haben die Menschen den Umgang mit den neuen Instrumenten zu erlernen, wenn sie diese denn nutzen möchten. Es sind Regeln zum Beispiel beim Datenschutz einzuführen, um Manipulation zu vermeiden, Sicherheitsstandards für Gast und Anbieter zu errichten, zum Beispiel gegen Datendiebstahl, Wettbewerbsregeln gegen missbräuchliche Marktstellungen (z.B. Best-Preis-Klauseln) oder Umgehung von Steuergesetzen (AirBnB) einzuführen. Das heißt die Digitalisierung setzt nicht alles außer Kraft, an sie werden ebenfalls rechtsstaatliche und ethische Fragen gerichtet, und diese werden beantwortet.

Alter Kern und neue Schale?
Und dennoch …
…bei aller Technisierung und den Vorteilen der digitalen Welt, kein Smartphone der Welt kann den Sonnenuntergang auf Capri ersetzen, nicht den Blick über Paris von der Sacre-Coeur oder den Gang durch das Brandenburger Tor in Berlin und alle Begegnungen mit anderen Menschen dabei – solange zumindest, wie das Wesentliche die Offenheit bleibt, sich mit anderen Perspektiven auseinanderzusetzen und neues kennenzulernen. Digitale Medien können dabei helfen, Bewusstsein für die reale Welt zu entwickeln.

So stelle ich also fest, eine Reise bleibt eine Reise…
… aber der Reisende ist ein anderer.

Dieser Beitrag wurde gepostet von Stefan.

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